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Sexuelle Heilung (Teil 1): Dem Körper lauschen


Mal als allererstes vorweg: Sexuelle Heilung ist ein langer, sehr lohnenswerter Weg.

Lang, weil wir auch nach Jahren noch nicht am «Ziel» angelangt sind, falls es das überhaupt gibt. Und das auch immer wieder frustrierend sein kann, à la: «Jetzt arbeite ich schon seit so vielen Jahren an diesen Themen, und doch tauchen sie immer wieder auf! Wann und wie löst sich das denn ENDLICH?» Ja, dieses Gefühl kenne ich von mir selbst immer wieder gut.

Und lohnenswert, weil eben auch schon der Weg Spass macht, weil jedes kleine Schrittchen spürbar mehr Erfüllung, Verbindung und Lebendigkeit bringt. Weil sich mit dem Investment, das wir reingeben, schnell neue Erfahrungen zeigen.

 

Dann als zweites vorweg: nicht jeder Mensch braucht sexuelle Heilung. Es gibt Menschen, für die Sexualität unkompliziert ist. Oder für welche sie nicht zu den Hauptthemen gehört, welche sie in diesem Leben anschauen und heilen möchten. Menschen, welche entweder gut in die sexuelle Matrix* hineinpassen oder eine gewisse Resistenz gegen sie haben. Und ob du jetzt zu den Menschen gehörst, die sich nach sexueller Heilung sehnen oder nicht: beides ist gleichwertig und gehört zu deinem ganz individuellen Pfad. Vergleichen wird dich kein Stück näher zu dir selbst oder der Wahrheit bringen, da die sexuellen Prägungen, welche wir mitbringen, total individuell sind.

 

 

*Die sexuelle Matrix ist ein von Ilan Stephani geprägter Begriff, welcher alle Regeln, Normen und Erwartungen beinhaltet, welche unsere heutige Kultur auf die Sexualität draufpappt. Und somit unser Bild und Erleben davon prägt, wie wir sexuell richtig oder falsch sind. Gerne bei ihr direkt mehr darüber nachlesen oder hören, es lohnt sich sehr!

 


Was ist sexuelle Heilung?

 

Sexuelle Heilung ist der Weg, deine ganz individuelle sexuelle Wahrheit wieder auszubuddeln. Das Erforschen, wer du sexuell bist, was du magst und was nicht, wo deine Grenzen und deine Fantasien liegen. DEINE, nicht die deines Gegenübers, dem Mann in der Werbung oder der Frau im Porno. Und auch nicht die des diffusen Kollektivs der Gesellschaft als Ganzes, welche du als verinnerlichte Do’s und Dont’s mit dir rumträgst.

Das beinhaltet oft das Gewahrwerden darüber, wo und wie du in der Vergangenheit nicht nach deiner Wahrheit gelebt hast. Das hat Spuren hinterlassen, sowohl in deiner Seele als auch in deinem Körper. Und beim Entdecken deines authentischen sexuellen Ausdrucks, werden sich diese Wunden zeigen und in Heilung kommen.

 



 

Dein Körper führt die Reise

 

Da der Körper all diese Erinnerungen in sich trägt, ist er ein perfekter Kompass und Ausgangspunkt für unsere sexuelle Heilungsreise. Wenn wir präsent sind mit seinen Botschaften, werden wir von ihm durch den kompletten Prozess geleitet.


Wie kommuniziert unser Körper?

 

Ich liste hier ein paar Kommunikationswege unseres Körpers auf:


Zusammenziehen

Ein häufiger Weg, wie sich unser Körper ausdrückt ist über physisches oder energetisches Eng- bzw. Weitwerden. Das Engwerden bedeutet, dass wir da mit einem Nein in Kontakt kommen. Das kann entweder eine Reaktion auf die Gegenwart oder auf die Vergangenheit sein. Im Rahmen des Fokus auf die sexuelle Heilung ist das irrelevant: als erstes respektieren wir dieses Nein bedingungslos. Auch wenn es aus der aktuellen Situation nicht wirklich Sinn ergibt. Denn es ist eine Ausdrucksweise unseres Körpers, der uns mitteilt, dass etwas für uns nicht stimmt oder in Heilung gebracht werden möchte.


Sich ausdehnen

Wenn der Körper sich energetisch ausdehnt, geht das mit einer Entspannung unserer Muskeln einher. Damit signalisiert uns der Körper, dass er wohl ist und sich sicher fühlt. Das kann sein, weil die äussere Situation gerade mit seinen Bedürfnissen überein stimmt oder, weil gerade ein Trigger gelöst wurde und er sich nun wieder entspannen kann. Das Ausdehnen ist gleichbedeutend mit einem Ja des Körpers.


Schmerz

Schmerz ist eine sehr klare Botschaft vom Körper. Und wenn Schmerz nicht in einem konsensuellen Rahmen gelebt wird, weil alle Beteiligten mit dieser Empfindung forschen möchten, bedeutet Schmerz ein ganz klares Stopp.


Lust und Wonne

Als Äquivalent dazu haben wir die Lust und Wonne, die anzeigen, dass der Körper loslassen und sich in Genuss hingeben kann. Ein grosses Ja.


Bewegungen

Der Körper kommuniziert gerne über von innen kommende Bewegungen. Das sind Bewegungen, die er macht, ohne dass wir sie bewusst steuern. Auch hier können diese mit der Vergangenheit oder der Gegenwart verbunden sein. Im ersteren Falle sind es Bewegungen, welche einen Körperimpuls vollenden, der zwar da war, aber entweder nicht oder nicht zu Ende ausgeführt wurde. Das setzt immer Energie frei, da dieser Impuls bis dato in unseren Muskeln und unserem Nervensystem festgesteckt hatte. Wenn die intuitiven Bewegungen mit dem Jetzt in Verbindung stehen, dann sind sie Ausdruck der freien Verkörperung eines Menschen, genau das, was der Körper gerade braucht, um sich aufzuladen, zu entladen, Genuss oder Entspannung ins System zu bringen. Solche Bewegungen sind extrem ressourcierend und genussvoll.


Töne

Auch Töne sind ein Werkzeug unseres Körpers. Sie helfen uns, Energien zu bewegen. Sei es Schmerz oder Genuss. Beides kann durch Tönen unterstützt werden, die Lösung von Blockaden und Schmerzen, wie auch die Ausdehnung und Vertiefung des Genusses. Wenn wir ihn lassen, zeigt unser Körper uns ganz von selbst, welche Art und Intensität – was von Summen bis Brüllen reichen kann – von Tönen gerade authentisch aus uns heraus fliessen.

 

Wenn wir uns also entweder in einer intimen Situation mit einer*m Liebsten befinden, oder in einer Session mit den ganz klaren Rahmen der Körpererforschung, so ist es eine grosse Unterstützung, auf die eben beschriebenen Signale des Körpers zu achten. Alles, was es braucht, ist die Präsenz mit dem, was er uns zeigt. Ist es ein Nein, dann halten wir inne und hören dem Nein zu. Ist es ein Ja, so atmen wir tief in die körperlichen Signale dieses Ja’s hinein und vertiefen es. In beiden Fällen geht es nicht darum, etwas zu ändern oder in eine bestimmte Richtung zu lenken. Was zu tun ist, ist lediglich, dem Körper zuzuhören. Denn dann geschieht die Magie, dass es sich wandelt, ganz von selbst. Sei es, dass der Schmerz oder die Spannung sich zu lösen beginnt, oder dass der Genuss sich ausbreitet oder auch wieder verändert. Natürlich können die beiden auch ineinander übergehen.

Wenn wir in diesem Zustand des absichtslosen Lauschens sind, zeigen sich die intuitiven Bewegungen und Töne von selbst, und unser Körper nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise.


Eine kleine Anmerkung zum Ablauf des Heilungsprozesses, wenn sich im Verlauf dieser Herangehensweise Schmerzen zeigen. Schmerzen und Anspannungen sind immer mit Erlebnissen verbunden, welche nicht gut für uns waren. Erfahrungen, die über unsere Grenzen gegangen sind, zu schnell oder zu viel waren. Diese sind immer verbunden mit Glaubenssätzen, die uns folglich in unserem Leben und Verhalten beeinflussen. Beispiele dafür sind: «Die Welt ist zu schnell für mich», «Ich muss mich schützen vor Menschen, die so und so sind», «Ich bin nicht gut genug», «Ich schaffe es nicht, in Verbindung zu sein, wenn ich ich selbst bin».

Wenn wir uns also unseren Körperempfindungen widmen und ihnen die Erlaubnis geben, sich von selbst zu bewegen und zu lösen, geschieht etwas ganz Erstaunliches: Die mit diesen Empfindungen verbundenen Erinnerungen oder Glaubenssätze, werden sich im Prozess ganz automatisch zeigen. Sie werden uns plötzlich bewusst, plötzlich wird uns etwas klar, ohne dass wir aktiv nach dem Ursprung des Schmerzes suchen mussten. Und das auch nur, wenn es nötig ist, dass wir über diesen Glaubenssatz Bescheid wissen. Denn manchmal lösen sie sich auch ohne, dass unser Bewusstsein wissen muss, worum es genau ging.


Für eine detaillierte Beschreibung und Anleitung, wie wir sexuelle HEilung selbst umsetzen können, lade ich euch ein, im Teil 2 weiterzulesen.

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